Klassische Wetterlage für intensive Niederschläge
Verantwortlich für die starken Niederschläge über das Wochenende
ist die als Vb-Lage bekannte Entwicklung. Dabei dehnt sich eine Tiefdruckgebiet
aus dem Raum Frankreich zum Golf von Genua aus und zieht von dort weiter über
die östlichen Alpen nach Norden. Dabei werden feuchtwarme Luftmassen aus dem
Mittelmeerraum über die Alpen verfrachtet und mit nordöstlichen Winden zum
Alpennordhang zurückgeführt und dort gestaut.
HöhenwetterkarteDas Bild der Höhenströmung verdeutlicht, wie das Tief, das
im Gegenuhrzeigersinn umflossen wird, über der warmen Adria aus Süden sehr
feuchte Luftmassen über die Oesterreichischen Alpen und anschliessend von
Nordosten her wieder zurück an den Alpennordhang führt.
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Einmalig ist, dass fast am gesamten Alpennordhang flächig
innerhalb von 48 Stunden mehr als 100 Liter Regen pro m2 gefallen sind. So sind
zum Beispiel an einigen ausgewählten Stationen (siehe Tabelle 1) Rekordmengen
gemessen worden.
Die statistische Wiederkehrdauer für diese Stationen beträgt weit mehr als 300 Jahre, nur in Einsiedeln muss etwa alle hundert Jahre mit einem ähnlichen Ereignis gerechnet werden.
Die statistische Wiederkehrdauer für diese Stationen beträgt weit mehr als 300 Jahre, nur in Einsiedeln muss etwa alle hundert Jahre mit einem ähnlichen Ereignis gerechnet werden.
Niederschlagsmengen - Einige Rekordwerte
Messstation | Niederschlags- menge |
Bisheriger Höchstwert | gemessen am | Messreihe seit |
Engelberg | 190 mm/m2 | 153 mm/m2 | 21.12.1991 | 1901 |
Einsiedeln | 152 mm/m2 | 142 mm/m2 | 07.08.1978 | 1900 |
Meiringen | 205 mm/m2 | 159 mm/m2 | 07.03.1896 | 1889 |
Marbach/LU | 181 mm/m2 | 165.mm/m2 | 02.06.2004 | 1961 |
Napf | 178 mm/m2 | 158 mm/m2 | 13.02.1990 | 1978 |
Tab. 1: Niederschlagsmengen innert 48 Stunden. Messzeitraum
21.08.2005 (0540h) bis 23.08.2005 (0540h, UTC)
Uebersicht über die Regenmengen in der Schweiz am 21.08.2005 und 22.08.2005
Regenmengen in der Schweiz vom 19.08.2005 bis 23.08.2005
Da das Ereignis im Grunde bereits am Freitag mit kräftigen
Niederschlägen begonnen hat, sind auch die 4-tägigen Niederschlagsmengen ähnlich
rekordverdächtig. Die nachstehende Karte zeigt die gemessenen Mengen vom
19.08.2005 bis 23.08.2005. Auch hier liegt die Wiederkehrdauer meist über 300
Jahren.
Vorgeschichte
Zu diesen enormen Niederschlagsmengen kam die unheilvolle
Vorgeschichte. Einerseits lag die Schneefallgrenze meist über 3000
Metern, weshalb die Wassermengen kaum in Form von Schnee gebunden wurden. In
den betroffenen Regionen war zudem der August bereits vor dem Unwetterereignis
nass. Es fielen hier vorgängig Niederschlagssummen in der Grössenordnung der
üblichen Augustmengen. Die dadurch wassergesättigten Böden vermochten die
Regenfluten des Unwetters kaum mehr abzufangen; das Wasser floss rasch ab
und liess Bäche und Flüsse innert kurzer Frist auf die bekannten Rekordmarken
anschwellen. Dieser Umstand war möglicherweise auch die Ursache für die
Überschwemmungen und Rutschungen in den anderen vom Unwetter betroffenen
Gebieten, welche zwar grosse Niederschlagsmengen verzeichneten, aber unter den
bekannten Rekordmarken blieben.